Zusammenführung im grossen Stil

fab_ulus schrieb: Hallo allerseits
Für meine Frage muss ich wohl etwas ausholen, damit ihr genügend Infos bekommt:

Ich lebe seit drei Jahren in der Bulgarischen Pampa. Schon bald fand ein junger Karakatchan Rüde den Weg zu mir. Ich hatte mich über HSH informiert und dachte mir, dass ich als Hundeanfänger ohne Vorbelastung oder Vorurteile an das Tier gehen kann. Wir haben uns auch gut arrangiert. Der liebe Bell geniesst seine Freiheit (darf wild streunern) und macht seinen Job. Er ist eine liebe Seele, nur, wenn es drauf ankommt, lässt er das Biest raus.

Nach einem Jahr hat mir die Nachbarshündin einen Wurf Jagdhunde in die Scheune gebracht. Einen davon hab ich behalten. Bell war sichtlich froh darüber, als endlich Ruhe einkehrte und er sich nur noch mit Arro abgeben musste. Und das tat Bell mit Engelsgeduld.

Und ein paar Monate später lief mir ein Tschechoslovakischer Wolfshund zu. Ein liebes, zurückhaltendes Wesen, das aber einen guten Beschützerinstinkt hat, wenn es um das Grundstück geht. Er bekam den Namen Lizzy. Die einzige Reaktion von Bell auf das neue Mitglied war, dass er etwas rüpelhafter mit Arro umging, um Lizzy klar zu machen, wer hier das Sagen hat.

Also habe ich nun drei Hunde. Alle kastriert. Alle leben 24/365 draussen (ja, haben Dach und Betten), geniessen es und haben ihre Rangordnung selbst festgelegt.

Und jetzt kommts: Ich habe eine Frau kennengelernt, die bei mir einziehen möchte. Sie bringt aber zwei weitere Hunde mit. Ein kleineres Weibchen (Chara) in der Grösse von Arro, auch eher Jagdhund. Und dann ist da Rori. Ein grosser, unkastrierter Rüde. Rasse ist schwer zu sagen. Es steckt etwas Malamut oder Husky drin, aber etwas anderes hat ihm mehr Grösse verschafft. Er ist praktisch so gross wie Bell. Einfach nicht so breit. Er ist eine friedliche Erscheinung.

Bei einem ersten Besuch, der 2 Wochen dauerte, hielten wir die Gasthunde im Gästehaus. Auf Spaziergängen liessen wir alle frei laufen und das klappte gut. Nur vor dem Haus kam von Bell gelegentliches Knurren und so wurde er gelegentlich angekettet. Dann kam es einmal zu einer heftigen Attacke. Bell stellte sich von schräg hinten zu Rori und begann kräftig zu Knurren. Rori senkte den Kopf und blieb ruhig. (Ich weiss nimmer, ob ihm der Platz zum ausweichen fehlte) Nach ein paar Drohungen machte Bell ernst und ging von hinten auf Roris Hals/Kopf los.

Das ist die Situation. Der nächste Besuch steht schon bald bevor und wir würden gerne unser Leben in friedlicher Umgebung führen. Habt ihr Tipps oder Anregungen, wie wir Bell und Rori zusammen bekommen?

Herzlichen Dank für eure Hilfe!
Fabian

@ Götz und Emmi ich kann ihn sehen und habe ihn für euch zitiert.

Mmmh, ich habe noch einmal alles gelesen und bin darauf gestoßen, dass alle kastriert sind bis auf den Rüden den Bell attackiert hat.
Wir hatten das Thema gerade und vielleicht hängt es damit zusammen. Da fehlt mir leider die Erfahrung und andere wie Götz können dazu was schreiben.

Hallo allerseits und danke für die Unterstützung.
Eins vorweg: Ich sehe meinen Eingangspost auch nicht mehr... Kann den ein Admin noch finden?

Also zu Martins Punkten:

1. Ja/Jein... Also nur für meine sehe ich den Zaun als nicht so problematisch. Sie dürfen ja raus, wenn sie glauben, dass es nötig sei. Auch ihre Toilette ist ausserhalb des Wohnbereichs. Ob ein Zaun ums Gelände für die Zusammenführung hilfreich ist...?

2. Mit Bell und fremden Hunden habe ich schon alles erlebt. Von einer versuchten Tötung (Bell war noch nicht kastriert und es war ein Weibchen mit im Spiel) bis hin zur freudigen Begrüssung mit anschliessendem Spiel. Auch sind hier Nachbarshunde unterwegs, mit denen es überhaupt keine Probleme gibt.

3. Platz hat es genug für alle Hunde (bis jetzt zumindest für meine). Jeder hat eine Decke, wenn es kühler wird mit dicker Isolation drunter und im Winter haben sie in der Scheune einen grossen Heuhaufen in der Scheune, in dem sie sich ihre Betten machen. Die Plätze werden aber alle von allen im Wechsel belegt und da gibt es auch keine Diskussionen unter den Hunden. Wenn ein Platz belegt ist, sucht man sich einen anderen. Näpfe haben sie natürlich auch die eigenen. Wasserstellen gibt es auf dem Grundstück und der Umgebung genügend, dass sie frei wählen können. Getrunken wird auch öfters friedlich direkt nebeneinander.

4. Separierter Auslauf ist schwierig bis unmöglich. Im Krankheitsfall muss eben das Gästehaus oder die Scheune herhalten.

5. Guter Punkt, der mit Maria diskutiert werden muss. Mit Chara gab es übrigens keine Probleme. Arro und Bell haben jeweils schon ausgiebig mit ihr gespielt. Lizzy ist noch etwas überfordert mit der Situation.

Das mit der Kette werde ich mir also verkneifen müssen. Aber was wäre der Unterschied von Kette zur Leine? Ich denke, für den Hund ist der Endeffekt der gleiche.

Üblicherweise laufen die Hunde auf Spaziergängen frei, wobei sich Bell meist in meine Nähe befindet. Bei Spaziergängen mit den zwei Neuen war Bell anfangs an der Leine, bis ich mir sicher war, dass er ruhig bleibt. Aber auch bei seltenen Ausflügen in die Stadt ist Bell an der Leine kein Problem. Er läuft mit hängender Leine neben mir. Er zieht Null und für Schnüffeln und Markieren lasse ich ihm die Zeit.

Wir haben schon einige Spaziergänge ausserhalb des Geländes gemacht. Arro ist sehr verspielt und es gab keinerlei Probleme. Lizzy, wie erwähnt, ist noch etwas unsicher ob er spielen oder knurren soll. Bell war jeweils mit dabei. Er hat keine Probleme mit Chara. Nur mit Rori weiss er noch nicht so ganz, wie er es angehen soll.

Neben den Hühnern (und einer Katze) habe ich keine anderen Nutztiere. Die Hühner sind ihm ziemlich egal. Ausser, wenn in seiner unmittelbaren Umgebung ein Greifvogel ein Huhn holen will, tritt er in Aktion. Die Katze wird beschützt. Ich denke, sein Schutztrieb bezieht sich in erster Linie auf mich, seine Artgenossen und das Grundstück. Meine wenigen Nachbarn sind 10 Minuten zu Fuss entfernt. Er zieht also nicht "um die Häuser" sondern durch Wälder, Büsche und Wiesen. Ich vermute, dass er bei seinen Ausflügen einfach eine Kontrollrunde zieht. Oder wenn Arro aus der Ferne ein entsprechendes Signal gibt, eilt er zur Hilfe. Aber meistens liegt er auf der Auffahrt, wo er die Umgebung am besten im Blick hat und macht den typischen Radau, wenn er etwas hört oder riecht.

Wie soll ich meine Bindung zu Bell (und den anderen) beschreiben? Falls es durch das "freie Streunern" den Eindruck macht, meine Hunde seien mir egal, kam das falsch rüber. Ich glaube, dass Bell und ich gute Kumpels sind. Die Hunde werden regelmässig geknuddelt, es fehlt ihnen an nichts und ich möchte ihnen die grösstmögliche Freiheit bieten, die ein Lebewesen haben kann. Wir sitzen gerne nebeneinander auf einer Wiese und schauen zusammen ins Tal. Wenn ich ihn rufe, kommt er, wenn er grad nichts wichtigeres zu tun hat. Aber das ist ja HSH-typisch.

Zurück zur Zusammenführung von Bell und Rori:
- Glaubt ihr, dass es einen Unterschied macht, ob Rori kastriert ist oder nicht?
- Wäre es eine Idee, mit beiden Hunden an der Leine Nähe zu testen? Oder gibt die Leine oder unsere Nähe ein falsches Signal?
- Von anderer Seite habe ich den Vorschlag bekommen, Bell so an die Kette zu legen, dass er sehen kann, wie ich mit Rori spiele. So soll er lernen, dass Rori kein Eindringling ist. Meinungen dazu?

Für weitere Fragen stehe ich gerne Red und Antwort. Alles was hilft ist willkommen.

"Mmmh, ich habe noch einmal alles gelesen und bin darauf gestoßen, dass alle kastriert sind bis auf den Rüden den Bell attackiert hat.
Wir hatten das Thema gerade und vielleicht hängt es damit zusammen. Da fehlt mir leider die Erfahrung und andere wie Götz können dazu was schreiben."

Jup, habe es eben auch nochmals angesprochen.

Fabian, da hast du mich falsch verstanden. Ich wollte auf keinen Fall damit sagen, dass dir deine Hunde egal sind. Du hältst sie nur anders als es normal ist und mit deinen weiteren Beschreibungen dazu kann man es jetzt auch besser verstehen. Selbst bei mir mit dem nächsten Nachbarn in 2 km Luftlinie wäre das so nicht möglich und es gäbe Ärger mit den Leuten und letztendlich mit den Behörden.

Kette und Leine ist ein ganz großer Unterschied. Die Kette vermittel im nichts außer ich hänge hier fest. Was habe ich verbrochen usw.
Wenn du ihn an der Leine hast bekommt er all deine Gefühle mit. Er spürt ob du gelassen oder nervös bist. Die Leine verbindet euch nicht nur physisch sondern auch psychisch. Die Kette ist nur an einem toten Gegenstand befestigt.

Wenn ihr Bell und Rori an der Leine zusammenbringt spüren beide Hunde ob ihr angespannt seit und dann sind sie es auch. Ich weis es ist nicht einfach, aber wenn du Bell ganz gelassen an der Leine hast ist er auch gelassen. Wenn du ängstlich bist fährt er seinen Schutztrieb hoch. Mit dem Rudel hat das noch nichts zu tun und wird dir hier jeder bestätigen können.

Ich sehe da den Weg für euch sie aneinander zu gewöhnen. Erst war ich mehr auf das Rudel wie bei mir fixiert, aber das lässt sich bei dir nicht umsetzen. Ich würde trotzdem wie bereits geschrieben damit anfangen die anderen Hunde zusammenzubringen, denn dann wird Bell von deinen anderen Beiden auch lernen können. Hunde bringen sich so viel untereinander bei und das solltest du nutzen.

Zu dem Eröffnungsbeitrag: Das scheint normal zu sein und man sieht ihn nur wenn man nicht über den letzten Beitrag in das Thema geht. Ich habe das bei allen Themen so festgestellt. Ilse und Sylvia werden da mehr zu schreiben können.

Danke Martin für die weiteren Ausführungen.

Dann werden wir mal die anderen 4 zusammen bringen, während Bell bei mir an der Leine ist. Später Bell langsam und angeleint in Roris Nähe bringen. ...und versuchen, dabei möglichst entspannt zu bleiben...

Gibt es noch Meinungen zu "Ich spiel mit Rori während Bell zuschaut" und "Kastration von Rori"?