3 Tage Training bei Mirjam Cordt (im August 2015)

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28 Mai 2017 13:18 #1513 von Anja
Anja erstellte das Thema 3 Tage Training bei Mirjam Cordt (im August 2015)
Hier also die Kopie meines Berichts über das Training bei Mirjam im August 2015

1. Teil
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Benji und ich hatten ja nun, wie ihr wisst, ein 3 Tages Training bei Mirjam Cordt. Benji also scheint wohl definitiv ein HSH, -so Mirjam, mit ausgeprägten Herdenschutzhundeigenschaften zu sein.

Da scheint noch einiges an Training auf mich zu zu kommen.
Das wichtigste für mich, was ich begriffen habe im Seminar:
Benji ist unsicher und daher leicht gestresst.- hm ich meine nicht `leicht gestresst´, sondern dass er leicht in Stress gerät wegen Unsicherheit.
Gefühlsmäßig hatte ich das schon so gesehen und hatte z.B. wären des HuSchu-Kurses auch die Trainerin darauf angesprochen, dass ich denke,dass Benji ganz schön unter Stress steht. (Er hatte z.B immer Durchfall nach der HuSchu und auch sonst so gefühlsmäßig eben). Und sie meinte dann: ne - sie hätte ihn sich genau angeschaut, - ein Hund mit Stress sähe anders aus.
So und jetzt sagt mir Mirjam die Stresssymptome:
- gerötete Augen
- Hautschuppen
- angespannte Zange
- Lefzen werden kürzer
- vermehrter Speichelfluss
- flackernder Blick
- gieriges Nehmen von Leckerchen (gar kein Nehmen)
ansonsten könne man dem Hund äußerlich aber oft nichts anmerken.
Diese Symptome waren bei Benji zum großen Teil feststellbar!
Zudem wollte Benji in der HuSCHu nur raus und weg, - vermehrtes Urinieren und dabei extremes an der Leine ziehen; = auch Stresssymptome, laut Mirjam!
Also das hat mir schon die Augen geöffnet, neben rein gefühlsmäßiger Anteilnahme, den Hund auch genau zu beobachten.
Okay: also als Trainingsmaßnahmen v.a. ihm Sicherheit geben, d.h. auch Körpertraining, klettern, balancieren etc. und es macht ihm tatsächlich Spaß - hätt ich nie gedacht!
Und letztendlich als Trainingsziel `seiner Erregung neue Namen geben´:

hm- also wenn ichs richtig verstanden habe, heißt das:
wenn z.B. Benji beim Anblick eines vorbeilaufenden Hundes sich stark erregt, dann muss ich die negativ belegten Hunde positiv belegen (=anderer Name). Aber eben nicht nur Leckerchen einschieben, sondern selber echt dahinter stehen dass Hundebegegnung so was von toll ist, dass es gar nichts tolleres gibt - aber es muss authentisch rüber kommen, das ist glaub ich der springende Punkt. Bislang war ich in solchen Situationen eben selbst auch gestresst und war froh wenn wir sie halbwegs gemeistert haben (also nicht nur Hunde, auch Besucher oder was weiß ich ...)
Wenn also Benji bei `uuuiiii wie toll!´ erstaunt zu mir schaut (klappt natürlich nicht sofort), - dann bekommt er ein Leckerli, oder besser er wird geclickert oder man verwendet ein Signalwort und er bekommt dann ein Leckerli.
Hoffe ich habs selber richtig verstanden und halbwegs plausibel rüber gebracht.

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LG Anja mit Benji

Fortsetzung folgt!

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28 Mai 2017 13:45 #1514 von Anja
Anja antwortete auf das Thema: 3 Tage Training bei Mirjam Cordt (im August 2015)
So, jetzt mal weiter:
Klar muss natürlich sein, dass ich das eigentlich wichtige bei dem Training gar nicht rüberbringen kann. Mirjam versucht, auf die individuelle Persönlichkeit des Hundes und seine Probleme einzugehen. Vorab musste ich (müssen alle) einen sehr ausführlichen Anamnesebogen ausfüllen.
Allein diesen Bogen durch zu gehen und zu reflektieren hat ca. 2 Stunden gedauert.
Diese Reflexion anhand des Anamnesebogens war wirklich ganz toll. Hier das wichtigste, das mir davon in Erinnerung geblieben ist:
Wichtigstes Kennzeichen der HSH (aber das wissen ja eh alle) ist die (oft vehemente) Ressourcensicherung! Ressource kann alles sein- Futter - soziale Beziehung - Territorium - Objekte usw.
Ressourcensicherung basiert auf `Geben und Nehmen´.
Ob ich dir etwas gebe ist etwas anderes, als wenn du mir etwas wegnimmst.
Wenn ich etwas hergebe brauche ich die Sicherheit, dass ich es wieder bekomme und nicht verliere!
Also auch hier, erst dem Hund Sicherheit geben, dann kann man an der Ressourcenverteidigung arbeiten.
Das ist bei Benji eigentlich der Kern des Trainings. Woher soll er sich nach so relativ kurzer Zeit auch sicher sein, dass die ihm wichtigste Ressource: soziale Beziehung und Territorium nicht von irgendjemand wieder genommen wird. Also verteidigt er es bis auf die Knochen.
Dazu kommt, dass alles mögliche aus der Vergangenheit: Gerüche Geräusche, Gesten, Blicke, Stimmungen etc ihn antriggern und Ressourcensicherung auslösen können.
Dazu kommt, dass er äußerst sensibel ist und (genau wie beim Menschen auch) je sensibler umso leichter zu verunsichern.
Wichtig ist also, die ersten Anzeichen zu erkennen.
Dafür stellt man sich am besten vor, was man selber tun würde, wenn man sein Eigentum in Gefahr sieht (sei es auf nem Seminar, oder Bahnhof etc.) Also: Ich z.B.: behalte meine Sachen im Auge, baue mich auf, zeige Präsenz, trage die Sachen weg usw. Genau solche Anzeichen muss ich beim Hund auch erkennen und kann dann umlenken. Gelingt natürlich nicht sofort, sondern braucht sehr viel Übung v.a. meinerseits beim Beobachten.
Ersten Erfolg hatte ich, glaube ich, schon: Benji lässt sich vom Nachbarn gerne mit trockenem Brot füttern und auch gerne schon mal ein bisschen streicheln. Gestern bekam er wieder Brot und Nachbar hat Benji versucht zu knuddeln, während ich mich mit der Nachbarin unterhielt. Plötzlich geht Benji zurück und bellt den Nachbarn an. Ich sagte dann: ist gut Benji, komm wir gehn und sind abgezogen. Ich habs dann dem Nachbarn später erklärt, dass es Benji zu viel Nähe war und ich froh bin, dass er eigentlich doch sehr höflich auf Abstand ging und sein bellen eine Bitte war, ihn in Ruh zu lassen. -
Top Verhalten eigentlich – hätte ich aber ohne das Training bei Mirjam so nicht erkannt!
So das wars dann erst mal wieder!

LG Anja mit Benji

Fortsetzung folgt :)
ich sagte ja, es ist viel!

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28 Mai 2017 15:02 #1515 von Karin
Karin antwortete auf das Thema: 3 Tage Training bei Mirjam Cordt (im August 2015)
Ein ähnliches Erlebnis hatte ich am Anfang mit Bobo. Unser Nachbar ist sehr tierlieb, hatte bis letztes Jahr immer Hunde, der Liste 1. In den ersten Tage machte Bobo sehr viel Theater und sprang wütend in den Zaun, wenn sie einen dieser Familie gesehen hat. Auf Anraten der vorigen Besitzerin stellen wir uns nun öfters an den Zaun und quatschen miteinander.
Der Nachbar gab Bobo in meinem Beisein ein Leckerchen, sie nahm es an, spuckte es sofort aus- ich hatte nichts gesagt- und springt wie wild, extrem böse gegen den Zaun. Wir konnten uns ihr Verhalten nicht erklären. Anschließend, nachdem ich sie beruhigt hatte, legte sie sich wieder hin und kümmerte sich nicht um uns. Nach M.Cordt gäbe es ja die Erklärung, dass der Nachbar dem Präsent nur nicht wieder zu nahe kommt.


Karin

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28 Mai 2017 16:33 #1516 von Anja
Anja antwortete auf das Thema: 3 Tage Training bei Mirjam Cordt (im August 2015)
Hi Karin,
ja ich denke schon, dass man es möglicherweise so interpretieren könnte!
Aber so wie ich deine Beiträge lese, wird Bobo ja aber auch zunehmend sicherer bei euch. Da dürfte dann wohl eine so vehemente `Ressourcenverteidigung´ für Bobo eigentlich bald nicht mehr notwendig sein.
Benji und unser Nachbar haben sich jedenfalls mittlerweile so aufeinander eingespielt, dass es für Benji jedenfalls nicht mehr notwendig ist sich zu verteidigen.
Letztlich geht es ja nur darum, das Verhalten zu interpretieren und so darauf zu reagieren, dass es sichm nach Möglichkeit in verträglichere Bahnen lenkt. Bei Bobo habt ihr das doch supergut im Griff!

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28 Mai 2017 16:43 #1517 von Anja
Anja antwortete auf das Thema: 3 Tage Training bei Mirjam Cordt (im August 2015)
So , jetzt also noch den letzten Teil:

Teil 3: Wekzeugkoffer
Für den `Werkzeugkoffer´ (so nen ich das mal) wurden verschiedene Trainingselemente besprochen, die je nach Situation und Bedarf Verwendung finden sollen und dann auch (so sehe ich es) auch individuell variiert und kombiniert werden können. Wichtig ist, dass die einmal gewählten Trainingsschritte und Signalwörter auch konsequent richtig beibehalten werden. Ich verwende zum Beispiel ´yep´, wenn Benji zu mir schaut, - könnte ich auch Clickern aber das muss ich erst üben!
Hier die einzelnen Trainingselemente, die ich nur Aufliste, weil man sie auch im Internet gut nachlesen kann:
- Entspannungstraining (Berührungen!, Körpertraining) und damit Benji Sicherheit zu geben (im eigenen Körper)
- v.a. ihm die Sicherheit geben aus Stresssituationen sich (begleitet) entfernen zu können um zur Ruhe zu kommen (keine `Ausweglosigkeiten´ schaffen)
- Assoziationsänderung und Aufbau von Alternativverhalten sollten sozusagen `Hand in Hand´ gehen.
- Aufbau von Alternativverhaltung am besten als `Entfernungstraining´, - hinstellen, hinsetzen, Reiz angucken, benennen - hat Dani auch schon einige Male super toll beschrieben.
Assoziationsänderung v.a. wenn man weiß: jetzt kommt gleich was, das Benji erregt (Besucher) - erst mal üben beim Vorbeigehen des Reizes, dann beim Stehen bleiben des Reizes und erst mal noch kein näher kommen
Wir haben erst mal Entfernungstraining mit Hunden geübt, eigentlich sollte auch Hundebegegnung im Freilauf getestet werde, da ursprünglich Mirijam regelmäßige Hundebegegnung als Sozialkontakte für außerordentlich wichtig hielt. Dann hat sich aber herausgestellt, dass schon beim Entfernungstraining Benjis Stresslevel so hoch ging, dass sie vom Direktkontakt Abstand genommen hat und mir auch vom Direktkontakt in nächster Zeit abgeraten hat.
Ich hoffe ich finde Menschen die ihre Hunde an der Leine führen und so achtsam sind, dass wir sie für unser Entfernungstraining ´verwenden´ können.
Weiter Trainingselemente sollen dann beim nächsten Mal folgen, - es waren ja nur 3 Tage!
Das waren jetzt also mal meine ganz subjektiven Erfahrungen Wenn ihr ein Training bei Mirjam macht bin ich sicher, werden eure Erfahrungen wieder ganz andere sein.

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So, das wars dann!
LG Anja mit Benj

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