Abgabe von HSH

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25 Mai 2019 21:19 - 25 Mai 2019 21:21 #4372 von Emmi
Emmi erstellte das Thema Abgabe von HSH
Hallo ihr Lieben,
angeregt durch Fines "Tierheim HSH" und weil ich schon öfter darüber nachgedacht habe.

Was denkt ihr sind die Gründe, weshalb so viele HSH im Tierheim landen/ abgegeben/ abgeschoben/ ausgesetzt werden????
Ist es Unwissenheit über die Eigenschaften? Falsche Wohnsituation? Ungeduld? Mangelnde Ausdauer?

Mir bricht es das Herz, wenn ich die Seiten von Tierheimen etc. durchsehe. Es sitzen so viele HSH hinter Gittern. (Nicht nur die)
Ich kann mit meinem Mix natürlich nicht die vollen Ausmaße erahnen, die ein waschechter HSH mitbringt. Aber klein Emmi bringt schon einiges mit und ich könnte mir nicht vorstellen, sie abzugeben.

Ich habe vor Kurzem mit jemanden darüber geredet und die Person meinte auf meine Frage, warum HSH nichts für Anfänger sind:
"Als Anfängerhund werden HSH nicht empfohlen, weil viele Anfänger schnell frustriert werden wenn etwas nicht klappt, wie es sich vorgestellt wird und das bei nem Owtscharka zum Beispiel nichts als Trotz auslöst."

Hatte sie da Recht?

Ich habe nämlich die Behauptung aufgestellt, dass es vielleicht gerade für Anfänger einfacher ist mit HSH umzugehen, weil es ja keine Vergleichswerte gibt!

Also, was meint ihr, weshalb kommen so viele mit dem Typ HSH nicht zurecht???? Und geben diese dann ab!

(Ich bin eigentlich der Meinung, das es fast egal ist, welcher Rasse ein Tier angehört. Wie in anderen Bereichen auch, man muss jemanden nehmen wie er ist. Egal ob Tier oder Mensch. Keiner lässt sich gerne verbiegen. Und wenn doch, ist es anschliessend jemand anderes. Also muss man jeden so lassen und einfach annehmen. Mit allem Macken und Liebenswürdigkeiten. Toleranz ist gefragt.)

Ich persönlich finde meinen Hund einfach reizend und könnte mir vorstellen, dass diese Hunde einfach total missverstanden werden. Im Grunde sind es unglaublich feine, sensible und gutmütige Charaktere mit einem unbändigen Potential zum Kuschelhund des Jahres. Wenn man sie lässt!

Ich bin schon gespannt auf eure Meinungen!

Schönen Abend!

(Ganz nebenher...noch 2 Wochen bis Kroatien :-) )

Liebe Grüße Tine & Emmi

Boden wischen mit Hunden im Haus ist in etwa so,
wie Zähneputzen mit Nutella-Brot im Mund!
Letzte Änderung: 25 Mai 2019 21:21 von Emmi.

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26 Mai 2019 16:08 #4373 von fine
fine antwortete auf das Thema: Abgabe von HSH
Hallo, Emmi,

ich möchte aus eigener Erfahrung dazu etwas beitragen - ich habe einmal eine HSH-Hündin abgegeben.
Hera war eine Griechin und mitnichten eine schlimme Hündin, aber eine Eigenschaft hat mich buchstäblich krank gemacht. Sie kläffte und war von mir nicht zu unterbrechen. Über zwei Jahre haben wir zusammen gelebt, die Abgabe kam kurz vor meinem Zusammenbruch (das ist wörtlich zu nehmen).

Ich habe es nicht geschafft, meinen durch ihre Laute entstehenden Streß unter Kontrolle zu bringen und konnte deshalb auch ihr ihren Streß, der das Bellen erst auslöste, nicht nehmen. Beide waren wir nicht glücklich.

Ich konnte mich nach ihrer Abgabe erholen, hatte einen ruhigen HSH-Rüden, der manchmal etwas schlimm war, und war sehr, sehr traurig, als er im vorigen Herbst starb. In dieser Zeit hatte ich besagten Kangalrüden kennengelernt, aber mit meiner Vorgeschichte gezögert. Nun habe ich eine Kangal-Mix-Hündin, ebenfalls eine Kläfferin reinsten Wassers. Trotzdem kommen wir gut miteinander aus und ich wüßte nicht den geringsten Grund, der mich zu einer Abgabe verleiten würde. Hier im Forum habe ich die zum Überleben nötigen Tips bekommen - sie haben mir geholfen, auch in kritischen Situationen fast immer die Nerven zu bewahren. Das hat dazu geführt, daß auch Bella sich viel mehr entspannen kann als früher.

In meinem Fall hatte die Abgabe also nicht eigentlich etwas mit der Art der Hunde zu tun, sondern eher mit der fehlenden Passung. Zwei Extrem-Stresser...

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26 Mai 2019 17:56 #4374 von Assira
Assira antwortete auf das Thema: Abgabe von HSH
Natürlich weiss ich nicht wirklich warum das so ist, dennoch habe ich ein Theorie:

Wir leben in einer Erfolgsgesellschaft, deren Bestreben aus Superlativen besteht ….. besser, grösser, reicher, schneller ….. Weil es aber immer nur einen an der Spitze geben kann, sind die anderen gefrustet. Und da ist es schon recht hilfreich, wenn man andere dominieren kann, um das eigene Ego aufzupolieren. Was biete sich denn hier besser an, als ein "geeignetes" Haustier. Idealfall: das Krokodil im Pool, der Gepard im Garten, der rosa Pudel in der Handtasche …..
oje - das überschreitet das Budget? Naja, dann halt einen Hund. Den kann man drillen, zu Tode lieben oder aus Frust verprügeln. Aber ein bisserl speziell sollte er doch schon sein. Ach ja - ein Riesenhund wäre ideal. Vielleicht ein Kangal, so gross wie ein Pferd oder ein Kaukase, den man aus der Ferne glatt mit einem Bären verwechseln könnte …..

Doch jetzt hat man die Rechnung ohne Wirt gemacht. Denn diese Hunde sind einfach ein wenig anders. Es sind keine ergebenen Befehlsempfänger sondern selbstbestimmte Wesen mit grossem Herz und oftmals mehr Verstand als der Zweibeiner am anderen Ende der Leine.
Und da fangen die Schwierigkeiten im Zusammenleben an. Im besten Fall wird nach Lösungen für ein gutes Miteinander gesucht, im schlimmsten Fall heisst das Ende Dauersitzer im Tierheim oder gar Exidus wegen böser Vorfälle.

Einen Teil der Schuld für die HSH-Schwemme in Tierheimen schreibe ich aber auch diversen Tierschutzorganisationen zu, deren Arbeit mit Tierschutz wenig zu tun hat. Ich meine nämlich, man darf nicht jedes Tier hierher karren ohne ehrliche Zuversicht für ein besseres Leben als das auf der Strasse in seiner Heimat. Es ist bitter, aber man muss erkennen, dass man nicht jedes Tier retten kann. Dem Leid in den Ursprungsländern zu begegnen geht nach meiner Ansicht ausschliesslich über konsequente Kastration der Strassenhunde.

Meine Assira kommt auch aus dem Tierschutz, und ich habe mich bewusst für diesen Tornjak-Mix entschieden, als sie noch in Bosnien war. Entsprechend meiner Zusage zur Übernahme. wurde sie für die Ausreise vorbereitet. Obgleich ich wusste was ich bekomme, war ich nicht wirklich darauf vorbereitet, denn es gab keinen Züchter, wo ich sie und ihre Eltern hätte besuchen können und mir genau anschauen, ob das auch zu mir passt.
Ich hatte Glück mit meiner Assira, ich habe genau den Hund bekommen, der für mich richtig ist. Ich hatte mir einen Hund mit viel Eigeninitiative gewünscht (das kannte ich ja schon von meinen Windhunden) und ob sich meine Süsse im Hundesport profiliert ist mir so wichtig als wenn ich China ein Rad umfällt. Wenn man mich dort auslacht, kratzt das nicht an meinem Selbstwertgefühl. Mich ärgern lediglich unqualifizierte Äusserungen von besserwisserischen Trainern ohne wirklicher Ahnung.. Und dennoch gab es Zeiten, wo ich schier verzweifelt war mit meiner Kontroletti (sonst hätte ich wohl niemals hier ins Forum gefunden). Den Gedanken an einen Trennung gabs aber nie …..

Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Nachkriegskind bin - oder kreativer ausgedrückt: ein Steinchen der 68-er Generation. Ein Freigeist halt, der auch mal 5 gerade lassen kann und dem Ordnung doch ein Anliegen ist. Respektieren und Respekt erhalten, grösstmögliche Freiheit mit konsequenten Grenzen ….. ich glaube, dass das ganz gute Voraussetzungen sind, um mit einem HSH (-Mischling) so richtig glücklich zu werden. Ich habe dabei mit meinen A&A's das grosse Los gezogen :) :) :) Und Fragen á la: "Wie kann man sich denn so einen Hund anschaffen ?" beantworte ich nicht mehr.

Aussen vor gelassen hab ich jene Personengruppe (Schäfer etc.) die HSH aus beruflichen Gründen halten. DIe kennen erstens "ihre" Züchter, wissen was sie brauchen und geben ihre Hunde ohnehin nicht in ein Tierheim ….

Liebe Grüsse aus dem Seewinkel
Silvia mit Assira (Tornjak-Mix), Anjuschka (Barsoi) & Ashanti (Barsoi) unvergessen

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31 Mai 2019 22:40 #4383 von Emmi
Emmi antwortete auf das Thema: Abgabe von HSH
@fine

Sehe ich auch so, dass deine Abgabe damals eher daran lag, dass es einfach nicht gepasst hat.

@Silvia

Ja, diese Hunde sind definitiv nichts für Leute, die einen bedingungslosen Gehorsam erwarten.....und erzwingen geht bei unseren schon gar nicht, das geht nach hinten los, denke ich.

Wenn man sich die Beschreibungen der Hunde von diversen Seiten anschaut, wird oft mit keinem Wort erwähnt, dass es sich dabei eventuell um HSH oder aber deren Mischlinge handeln könnte, obwohl einem das förmlich in Auge springt. Da wird dann der Hund in höchsten Tönen gelobt, aber nichts von HSH. Vermutlich gibts dann etliche, die (wie ich) zum HSH, wie die Jungfrau zum Kind kommen. Das Gesamtpaket wird dann Stück für Stück ausgepackt und hat bestimmt oft so gar nichts mit dem gemeinsam, was man sich unter einem Begleithund so vorgestellt hat.

Ob und wie man sich dann arrangiert wird sich dann zeigen. Mir tut es nur wirklich leid, dass dann so viele eben wieder abgegeben werden, weil man sich nicht die Mühe macht, sich mehr auf den Hund einzulassen. Und ich glaube, dass es speziell bei diesen Hunden dann immer schwieriger werden wird, sie wieder zu vermitteln, weil sie so das Vertrauen in den Menschen verlieren, was bei HSH eigentlich ja für die Basis entscheidend ist und sie eh lange brauchen um sich ganz auf ihre Menschen einzulassen.

Ganz ehrlich...ich hatte mir das irgendwie auch anders vorgestellt, bin aber jetzt ganz froh darüber, dass ausgerechnet Emmi bei uns gelandet ist. Das passt hier ganz gut...sie passt einfach zu uns! Bis auf ihr Jagdgezeter ist alles perfekt. A... auf Eimer, wie man so sagt.

Liebe Grüße Tine & Emmi

Boden wischen mit Hunden im Haus ist in etwa so,
wie Zähneputzen mit Nutella-Brot im Mund!

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25 Jun 2019 12:45 #4475 von Götz
Götz antwortete auf das Thema: Abgabe von HSH
Nach meiner Erfahrung kosten HSH einfach viiiiel mehr Zeit, viiiel mehr Mühe, ständige Aufmerksamkeit bei Spaziergängen und letztlich bekommt man doch nicht einen perfekt gehorchenden Hund.
Wer das weiß und sich dafür entscheidet (und besser noch schon mal einen HSH hatte), der wird das hinbekommen.
Wer einen pflegeleichten Golden Retriever wollte, der jeden Hund und jeden Menschen ´mag und eigentlich ununterbrochen seine Besitzer glücklich machen will, der wird mit einem HSH nicht glücklich.

Außerdem scheinen mehr und mehr Menschen irgendwie nicht bereit zu sein irgendeine Mühe auf sich zu nehmen.
Eine Bekannte arbeitet in einer Tierschutzorganisation und erzählt ab und zu die neuesten Fälle: Hunde, die nach 3 (drei!) Stunden zurückgebracht werden, weil sie nicht gehorchen.
Hunde, die nach Jahren zurückgebracht werden, weil sie krank sind,...... usw. .

Gruß

Götz

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