Assira und die (WInd-)Hunderennbahn

Assiras Affinität zum Hetzen/Jagen und Kontrollieren ist ja zwischenzeitlich bekannt Also bin ich stets auf der Suche nach adäquater Beschäftigung und Auslastung. So wird sie z.B. zweimal die Woche von Freunden zum Laufen mitgenommen, und geniesst diese 14km Strecken sehr.

Durch Zufall habe ich herausgefunden, dass es im Umfeld auch eine Coursingstrecke gibt, wo die Hunde kontrolliert hetzen dürfen, und hab mich dort einmal erkundigt. Leider musste ich erfahren, dass Nicht-Windhunde und Mischlinge definitiv nicht erwünscht sind, also hat sich das erledigt. Meine Ashanti wäre ja willkommen, aber Assira - niemals ..... ich hab's persönlich genommen und war so "angepisst", dass ich mich auf keine weitere Diskussion eingelassen habe. Wenn man meine Assira als 2.Wahl abtut, dann haben wir dort nix verloren. Gekränkt war ich dennoch ....

Wie das Leben so spielt (wenn man sich was in den Kopf setzt), hab ich vor kurzem eine WIndhunderennbahn gefunden, wo auch "Nicht-Windhunde" (egal ob mit Stammbaum oder Mixe) willkommen sind. Diese Hunde werden dort liebevoll "friends" genannt, und der einzige Unterschied zu den Rennwuffels besteht darin, dass sie nicht zu sechst aus der Startbox gestartet werden, sondern aus der Hand gestartet werden und einzeln hinter dem "Hasen" herlaufen. Nach einigen Telefonaten wurden wir eingeladen, gestern zum Schnuppern zu kommen

Ich war schon recht aufgeregt, und so haben wir uns gestern Früh - mit allen möglichen Utensilien ausgestattet - zur 65km entfernten Rennbahn gemacht. Wir wurden freundlich begrüsst und in die Gepflogenheiten eingewiesen. Natürlich freute man sich, wieder einmal einen jungen Barsoi zu sehen, man war aber auch von Assira ganz angetan. Es sei nicht alltäglich, dass ein Mischling so schön sei .... und das aus dem Mund von "edelpedigreeshowdogbesitzer"

Dort ist es so, dass das grosse Mittelfeld innerhalb des Ovals während der Trainingspausen den Hunden zum Spielen zur Verfügung steht. Und das haben wir dann auch gleich genutzt.
Meine beiden wurden von den anderen Hunden eingehend unter die Lupe genommen, aber - wie Windhunde halt so sind - keineswegs aufdringlich. Assira mochte das sehr gerne, sie kennt diese freundliche, aber zurückhaltende Art ja schon von Ashanti. Trotzdem hat sie gleich einmal das ganze Areal "abgesteckt". Soll heissen: sie hat markiert und gescharrt, was das Zeug hielt. Dann hat sie noch eine Runde mit den anderen herumgetollt, um sich dann einfach zu mir zu gesellen, als wollte sie demonstrieren "die gehört zu mir" ..... weiters hat sie dann nur noch abgecheckt, ob Ashanti nix passiert. Mit der darf nämlich nicht immer jeder spielen.

Es war das erste Training des Jahres nach der Winterpause, und es gab technische Probleme mit dem Hasenzug, also dauerte alles ein bisserl länger. Während dieser Pause kam einer der Trainer auf uns zu. Er sei auch FCI-Richter für viele Gruppen, und wolle nun wissen, was Assira denn für ein Mischling sei. Er meine, in ihr einen Tornjak zu erkennen ..... mein Grinsen wurde seeeeeehr breit Natürlich berichtete ich gerne über ihre Geschichte. Sie bekam Komplimente bezüglich ihres ausgeglichenen Wesens, und am "look" fehle es lediglich ein wenig an Substanz und Knochenstärke zum echten Tornjak. Wobei - wenn vielleicht das Fell länger wäre ....

Nachdem die Funktionalität von Hasenmaschine und kommunizierender Elektronik wieder hergestellt war, konnte das Training beginnen. Meine beiden Mädels waren als letzte dran, denn als Anfänger müssen sie ja erst lernen, was sie dort tun sollen, und das braucht Zeit und Geduld. Als erste Distanz wurden einmal 80 Meter bestimmt, die sie hinter dem "Hasen" herlaufen sollten. Der "Hase" ist ein Dummy, der über einen Seilzug maschinell gezogen wird, wobei Geschwindigkeit und Distanz individuell dem Hund angepasst werden kann.
Für Assira wurde unser Futterbeutel an das Seilende geknotet, dann setzte sich dieses langsam in Bewegung und meine Süsse sollte eigentlich losstürmen und hinterdrein hetzten; so, wie sie es in Feld und Flur hinter dem Hasen tut .... im Ziel sollte ich sie dann in Empfang nehmen, und sie belohnen, loben, und, und, und ...

Tja - das Wörtchen "eigentlich" sagt ja schon aus, dass das die Theorie ist die Praxis sah dann so aus:
Assira schaut den Futterbeutel an und denkt: was soll das denn? Der Futterdummy wird weggezogen, und Assira ist verunsichert. Erstens ist sie an dem Dummy (wie auch an anderen Spielsachen) eh nicht interessiert, und zweitens ist das Geräusch des Hasenzugs unheimlich. Also bleibt sie erst mal stehen ....
Ihr Ziel ist ja nicht soo, weit weg, also hab ich sie gerufen. Assira fand das gar nicht soo schlecht, bei Frauchen ist es sicher besser, als allein auf der komischen Bahn. Bei mir angekommen, sollte ich sie nochmal animieren, am Futterdummy Interesse zu zeigen, und diesen ggf. zu verfolgen (das haben wir mehrmals versucht).
Nun war es Assira richtig zu blöd, als ich ihr Futter anbot, hat sie sich voll Abscheu weggedreht, sich hingehockt und auf die Bahn gepinkelt ....
Das war wohl nix.

Ganz ehrlich ich hatte mir das anders vorgestellt, Ich wurde jedoch damit getröstet, das das öfter beim ersten Mal so oder so ähnlich abläuft. Die Crux ist halt, dem Hund begreiflich zu machen, was er zu tun hat, dann kommt die Freude am Hetzen meist von allein. Ich habe mir also vorgenommen, mir einen eigenen Dummy zu basteln, auf den Assira optimalerweise dann auch positiv reagiert ... ich glaube nämlich wirklich, dass ihr dieses Spiel Freude machen kann. So haben wir also wieder einmal eine neue Aufgabe

BTW selbst Ashanti fehlt noch der passende Instinkt zum "Hasilaufen" auf der Bahn. Damit hatte ich schon gar nicht gerechnet

Vielen Dank, Silvia, für die herzerfrischende Geschichte. Ich habe ja so lachen müssen und das tat gerade nach einem anstrengenden Tag so gut!

Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird dort auf der freundlichen Rennbahn. Die andere - nein, Du hast bestimmt recht getan. Leute, die so denken, sind sicher nicht die sympathischsten Zeitgenossen und man handelt sich nur ewigen Ärger ein.

Fine

Hallo.
Ach wie herrlich, ich sehe das Bildlich vor mir:lol: Bitte mehr davon.
Wir hatten mal eine Derrhound Hündin und diesen 'Rassismus' bei den Windhunde Menschen gab es schon vor 15 Jahren. Schade das manche Dinge sich scheinbar nicht ändern

Grüße Tanja mit Walky

Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, den Jagdtrieb zu fördern - die Meinungen gehen da ja auseinander. Ich für meinen Teil versuche das eher zu unterbinden oder umzulenken. Aber das ist bei uns eh kein großes Thema. Wenn Pina mal ein Karnickel zwischen die Pfoten bekommt, würde sie das am liebsten adoptieren. .
Bei Allem was fliegt sieht das allerdings anders aus, ist ihr grundsätzlich suspekt und wert, die ein oder andere Kalorie zu verschwenden. Shit Wetter heute im Ruhrgebiet, wir waren nass bis auf die Knochen. Dann kam da noch so'n blödes Wasserhuhn aus den Büschen und startete durch in Richtung Mocke. Na ja, dann war die Dicke (übrigens nur noch schlanke 69,5 kg) nicht mehr nur nass sondern schwarz - aber glücklich. Und ich auch, konnte mal endlich wieder den Kärcher rausholen

Naja, Hetzen gehört ja schon zu Assiras Seelenbedürfnissen. Da muss man gar nichts mehr festigen. Ich habe mich damit abgefunden, dass es eben eine ihrer Eigenschaften ist, und eine Abgewöhnung sehr wahrscheinlich nur mit körperlichen Qualen einhergehen würde, deshalb ist sie ein Leinenhund. Unser Equipment ist entsprechend mit zuverlässigem Safety-Geschirr und Schleppleinen vom Sattler (genäht und Schrumpfschlauch drüber) mit hochwertigen Karabinern bestückt. Das bietet zumindest 95% Sicherheit, dass sie nicht entkommen kann. Die restlichen 5% Unsicherheit bleiben für meine Unzulänglichkeit bzw. Materialermüdung.

Um Assira nun ihren Herzenswunsch zu erfüllen, und sie richtig glücklich zu machen, möchte ich ihr eben diese kontrollierten Hetzerfolge im gesicherten Gelände bieten. Aus Erfahrung weiss ich, dass Hunde, die an solch einem Trainingstag 2 bis maximal 3 Mal die 480 Meter hetzen dürfen, die nächsten 2 Tage so richtig ausgepowert, zufrieden und entspannt sind.

Wie gesagt, die Schwierigkeit, ihr das ganze begreiflich zu machen, liegt bei mir. Und dabei weiss ich noch nicht, ob sie eventuell ein bisserl begriffsstutzig ist, oder vielleicht sogar so clever, dass sie denkt: "entweder einen richtigen Hasen, oder ohne mich ..."
Ich glaube, ich bin geduldig genug, alles mir Mögliche dazu beizutragen, und bin mir auch nicht zu gut, um mich für sie zum Deppen zu machen ... mal sehen, wie das ausgeht

Claus schrieb: Na ja, dann war die Dicke (übrigens nur noch schlanke 69,5 kg) nicht mehr nur nass sondern schwarz - aber glücklich. Und ich auch, konnte mal endlich wieder den Kärcher rausholen

den Dreck mit dem Kärcher runter holen, da wäre Paula aber sowas von begeistert...
lG Sylvia