Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?

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17 Mai 2017 17:28 #1452 von Amarok
Amarok erstellte das Thema Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?
Mein Tornjak Rüde Amarok, etwa eher 2 als 3 Jahre, zu dem ich mehr per Zufall kam, kommt aus dem Tierschutz aus Bosnien. Über die Vorgeschichte wissen wir nichts. Er lebt bei uns jetzt knapp 6 Wochen und hat sich schon gut eingelebt. Da ich keine Herdenschutzhund Erfahrung habe, kann ich sein Verhalten u. U. nicht richtig einschätzen, ob sein Territorialverhalten eher schwach oder stark ausgeprägt ist. Jedenfalls habe ich auf unserem Hof Publikumsverkehr, mehr oder weniger, den ganzen Tag. Er läuft frei auf dem eingezäunten Hof, bei den meisten Menschen, vor allem weiblichen Personen ist er in der Regel freundlich und lässt sich auch streicheln. Wenn diese Frauen aber ungewöhnliche Dinge, z. B. eine riesige gelbe Schüssel, oder einen zusammengeklappten Regenschirm tragen, wird er sofort misstrauisch und verbellt diese. Bei einigen Männern ist es kritischer, diese werden
von ihm, so bald sie den Hof betreten gestellt. Da ich ihn mehr oder weniger ständig unter Beobachtung habe und sofort den Hund ermahne und hingehe, ist alles wieder gut. Bei einem Besucher allerdings, der das Hundeverhalten scheinbar gar nicht einschätzen kann, sich einige Male (in meinem Beisein) völlig falsch verhalten hat, hat sich mein Hund schon, wenn besagte Person vor dem Tor steht, höchst aggressiv gezeigt.
Am Samstag kommt zwar professionelle Hilfe, aber persönliche Erfahrungen finde ich ebenso hilfreich.
Nach 30 Jahren "nur" Landseer-Erfahrung, hoffe ich trotzdem, mir einen netten, verträglichen Hund zu "erziehen".
Liebe Grüße
Heike

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17 Mai 2017 20:05 - 17 Mai 2017 20:12 #1455 von Ilse
Ilse antwortete auf das Thema: Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?
Hallo Heike,

Beim lesen deiner Vorstellung und der Schilderung der ersten Probleme sehe ich, wenn es überhaupt klappen soll, einen schwierigen langen Weg vor euch.

Meiner Meinung nach ist ein Platz mit ständigem Publikumsverkehr nicht der richtige für einen Herdenschutzhund. Es mag Ausnahmen geben und die Hunde akzeptieren das, aber das scheint ja schon mal nicht der Fall zu sein.

Sein Verhalten wird sich in den nächsten Monaten mehr und mehr so zeigen wie er wirklich ist. 6 Wochen sind nichts.

Ich habe keinen speziellen Erfahrungen mit der Rasse Tornjak, aber es wäre bei keinem unserer Kuvasz möglich gewesen (und sie kamen immer als ca. 3 Monate alte Welpen zu uns) sie bei ständigem Publikumsverkehr frei auf dem Grundstück laufen zu lassen.

Da sehr viele Forummitglieder erwachsene Tierschutzhunde aufgenommen haben bekommst du sicherlich spezielle Tipps zum Umgang mit deinem Hund.

Ich bin gespannt in wie weit dir der Trainer helfen kann.

Ich glaube "nett und verträglich" kannst du schon mal vergessen. Im Idealfall wird er dich lieben und schützen. herdenschutzhunde sind in der Regel sehr auf Ihre Bezugsperson fixiert, aber eben nur auf sie. Fremde Leute werden, wenn überhaupt, erst nach längerer Zeit akzeptiert. Aber, wen z.b. meine Hunde nicht leiden konnten der konnte machen was er wollte, da hat sich nichts mehr geändert.

L.G.
Ilse mit Komondorchen Lumi und Kuvasz Vacak im Herzen
Letzte Änderung: 17 Mai 2017 20:12 von Ilse.

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17 Mai 2017 22:51 #1458 von Claus
Claus antwortete auf das Thema: Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?
Hallo,
ich denke schon, dass es da große Unterschiede zwischen den verschiedenen Rassen gibt. Von den MdlP kann ich mittlerweile sagen, dass sie auch für so ne Geschichte mit publikumsverkehr durchaus geeignet wären - zumindest grundsätzlich. Die reagieren meist erst, wenn es ihnen wirklich notwendig erscheint und haben dabei für HSH eine recht hohe Aggressionsschwelle. - Ausnahmen bestätigen die Regel. Tornjaks kenne ich leider nicht persönlich und kann das drum auch nicht einschätzen.
Ich würde da auf Nummer sicher gehen selbständige Kontakte zu Besuchern ausschließen - zumindest, bis sich das bei euch eingespielt hat.

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18 Mai 2017 00:16 #1460 von Tiffi
Tiffi antwortete auf das Thema: Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?
Hallo,

gut das du schreibst. Was du da machst ist sehr gefährlich. Ich weis das sehr genau weil ich den selben Fehler selber gemacht habe und mein Hund in der selben Situation gehalten wird.
Unser Bibo wacht auf dem eingezäunten Grundstück und in unserem ca.200qm² großen Hof. Bei uns geht es auch den ganzen Tag rein und raus, Bekannte Menschen aber auch sehr viele. Diese Hunde sind immer zurückhaltend, misstrauisch oder auch agressiv. In so einer kurzen Zeit kann man ein Tier nicht einschätzen, ich glaube das es früher oder später zu einem Beissvorfall kommen wird.
Das beste Beispiel bin ich selber, ich habe heute einen reisen Fehler gemacht.
Unser Bibo (Owtscharka) hat sich sehr gut gemacht für seine 11Mon. und kennt schon sehr viele Freunde, Bekannte, Familie und Stammkunden die bei uns ein und aufgehen. Wen die Klingel geht ist er sofort angespannt und steht sofort parat um einzugreifen. Wir machen in IMMER an einem stabilen Haken im hinteren Teil des Hofes fest. Wenn es jemand ist den er kennt machen wir in los und erkann begrüßen. Heute war ein Stammkunde da den er kennt und der Kunde mag ih auch. Er hatte einen Kollegen dabei den er nicht kennt, wir haben zusammen eine Maschine ausgeladen und als alles entspannt war habe ich ih losgemacht und gesagt las ihn mal schnüffeln und bleib stehen. Ich wollte ih zu dem Fremden führen weil offensichtlich alles entspannt war. Er lief los und biss dem armen Kerl sofort ohne Warnung in den Hintern, Hose zerrissen und ordentlicher blauerFleck.
Da bin ich ganz alleine Schuld und habe gelernt das man nicht in den Kopf der Hunde schauen kann. Ich kenne ibo jetzt 8 Mon. und war fest überzeugt. alles gut.
Euer wird irgendwann anfangen euch, das Haus und Grundstück zu bewachen. Auf keinen Fall Essen, Spielzeug oder andere Sachen rumliegen lassen.
Wenn der eigene Hund beist ist nie der Fremde schuld, auch wenn er sich doof verhalten hat, die Verantwortung tragen wir.
Hilfe eines Trainers ist genau das richtige.
Ich würde den Hund frühzeitig daran gewöhnen das auf einen bestimmten Platz gehen soll wen es klingelt und ihn anbinden.

Super das du einem Hund aus dem Tierschutz eine zuhause gibst. Ihr werdet bestimmt ein gutes team.

Viele Grüße

Pascal

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18 Mai 2017 00:28 #1461 von Götz
Götz antwortete auf das Thema: Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?
So eine Schei... jetzt habe ich einen kleinen Roman geschrieben und alles ist weg ....
Also, dann nochmal.

Grundsätzlich gehört ein ausgeprägtes Territorialverhalten zu HSH und ist eine Bedingung für ihr funktionieren an der Herde.
Die Ausprägung ist zwar individuell verschieden, aber grundsätzlich normal.
Hinzu kommt die ausgeprägte Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, die den HSH eben auch selbstständig agieren lassen, wo ein deutscher Schäferhund sich abrufen lässt.
Der Hund ist charakterlich noch nicht ausgereift und ist noch nicht lange bei Dir, darum ist nicht davon auszugehen, dass das Territorialverhalten geringer wird, im Gegenteil.

Soweit die schlechten Neuigkeiten.

Die guten Neuigkeiten sind, dass sich das Verhalten des Hundes sehr wohl lenken lässt, nicht aber der Territorialtrieb an sich. Dazu ist es erforderlich, dass erwünschtes Verhalten KONSEQUENT GELOBT und BELOHNT wird, unerwünschtes Verhalten KONSEQUENT SANKTIONIERT wird. Immer. Von allen Familienmitgliedern.
Dazu musst Du Dir darüber klar werden, welches Verhalten der Hund zeigen soll, wenn er sein Revier "verteidigt".
Wir haben selbst eine extrem territoriale Hündin und einen sehr territorialen Rüden, beide eher im Riesenformat, wir haben also eine gute Vorstellung davon, worüber Du sprichst.

Leider schaden Hundeschulen oft mehr als sie nutzen bei HSH, aber wenn der Trainer wirklich Erfahrung mit HSH hat, dann ist das ein guter Startpunkt.

In keinem Fall würde ich dem Trainer erlauben selbst erzieherisch Hand anzulegen, das kann in ernsthaften Auseinandersetzungen enden.
Ganz anders ist es, wenn man selbst dem Hund körperlich in die Schranken weist, zwischen der Reaktion innerhalb der Familie und fremden gegenüber liegen Welten.
Trotzdem kann man nicht erwarten, dass sich ein HSH unterwürfig auf den Boden schmeißt, wenn man körperlich eingreift.
Mit körperlich eingreifen meine ich Dinge wie, den Hund mit einem Stuhl bewaffnet, oder mit dem eigenen Körper abdrängen, im NOTFALL muss man vielleicht auch etwas vehementer werden - im Detail hängt das vom Hund, vom Besitzer und von der Dramatik der Situation ab.

Unseren Ben haben wir mit 3,5 Jahren bekommen und Ben ist sehr territorial, sehr dominant und extrem eigensinnig.
HSH suchen grundsätzlich keine ernsthaften Konflikte und versuchen oft die Rangordnung in spielerischen Kämpfen festzulegen.
Das habe ich mir bei Ben zu Nutze gemacht uns gleich am Anfang wollte er mit mir heftig toben. Bei diesem Toben habe ich ihn spielerisch in den Schwitzkasten genommen und für einige Sekunden nicht losgelassen - trotz heftiger, aber nicht aggressiver Gegenwehr.
Dann habe ich ihn losgelassen und ausgiebig geknuddelt.
Nicht ganz einfach, bei unserem 80 kg Brocken.
Seit dem denkt er, dass ich viel stärker bin als er.
Rangordnung geklärt.

Das soll jetzt keine Anleitung sein " so muss man es machen", aber ist ein Beispiel. Bei Ben war ich sicher, dass er nicht ernsthaft aggressiv reagieren würde, darum hat es funktioniert.
Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber wenn der Hund Dich in bestimmten Situationen anknurren sollte, dann kann man ihn auch mit einem Stuhl bewaffnet abdrängen o.ä. .

Übrigens, kastrieren hat bei unserem Ben absolut nichts bewirkt, das würde ich nicht wieder machen.

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18 Mai 2017 10:53 #1463 von Karin
Karin antwortete auf das Thema: Territorialverhalten, wie kann ich es herunterfahren?
Eine ähnliche Situation wie mit Bibo hatten wir auch.

Meine Freundin hatte eine Kaukasin, welche wir von Welpe an kannten. Sie liebte uns und auch unsere Uschi.

Wir hatten Besuch und fuhren mit unserem Besuch auf deren Gehöft. Der Hund war im Haus und ich öffnete, wie immer die Türe um sie zur Begrüßung raus zu lassen. Wie jedes mal sprang sie juchzend an mir und meinem Mann hoch- keinerlei Aggression- sah unseren Besuch, schaltete plötzlich um und biss ihn in die Brust. Ergebnis Pullover kaputt, er hatte darunter einen breiten, bayerischen Hosenträger- und dadurch keine weiteren Verletzungen.
Sie ließ sich von mir sofort beruhigen.
Ein zweiter Vorfall. Bei den Freunden war Heuernte und der gesamte Bekanntenkreis hatte geholfen. Der Hund lief zwischen uns herum und war sehr freundlich Nach dem Kaffeetrinken, wollte einer der Helfer seine Arbeitshandschuhe, die er neben sich auf den Boden gelegt hatte, wieder aufnehmen und schon war Natascha da und hielt seinen Arm fest-ohne zu beißen..Er durfte die Sachen nicht aufheben. Wohlgemerkt, diesen Bekannten kannte sie auch sehr gut.
Mit dieser Hündin konnte man ohne Probleme, ohne Leine außerhalb des Grundstücks spazieren gehen. Sie zeigte außerhalb des Geländes keinerlei Aggression..
Unsere Kaukasin Uschi war im Winter immer im Büro mit Publikumsverkehr. Eine Kundin wartete auf die Reparatur ihre Fahrzeuges und beschäftigte sich in dieser Zeit mit Uschi. Nach Feierabend wollte sie noch mit zu den Schafen und Wolle kaufen. Sie bewegte sich frei im Stall und wollte sich Wolle aus einem Sack holen. Dies gefiel unserer Kaukasin nicht und sie hielt die Frau plötzlich am Arm fest. Als Hundeerfahrene hielt sie auch sofort inne und wartete auf mich. Ihr Kommentar: Ich wusste gar nicht, dass Sie zwei von diesen Hunden haben. Wir haben sie natürlich aufgeklärt, das HSH eben so sind.
Karin

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