Der Neue - was ist am wichtigsten?

Findelkind schrieb: vom Gefühl her findet sie mich dann ganz doof und ich zugegeben sie auch ganz doof... ich weiss das ist Vermenschlichung.

Bringt es aber auf den Punkt Derzeit hat Paula so eine Phase, in der sie einfach irgendwo rum liegt und bellt - ein befreundeter Kaukasenzüchten sagte mal, als unser Grizzly während einer gemeinsamen Wanderpause ( 7 Kaukasen) rummaulte: die faule Sau steht nicht mal auf zum Bellen
Tja und an das Bellen während Du schläfst, wirst Du Dich im Zelt wohl dran gewöhnen müssen, denn das ist nun mal der Job
Ich stell mir grad Dein Gesicht vor, wenn zum Zelt so ein auf Krawall gebürstetes Hornvieh reinschaut und Hundi süß neben Dir schlummert und von `nem fetten Kalbsknochen träumt
LG
Sylvia

Unsere Nala ist ja auch so ein Extremfall, jedes ungewöhnliche Geräusch, jede ungewöhnliche Bewegung wird mit einer wütenden Bellattacke kommentiert.
Zwar kann ich sie problemlos stoppen, aber beim nächsten Geräusch geht es wieder los.
Ist sie allein draußen kann man dann dauernd raus gehen - oder das Konzert ertragen.
Ein wenig hilft es, wenn sie bei jeder Bellattacke rein muss - ein wenig.
Inzwischen schlägt ihr Bellen oft in einen schrill-kreischartigen Ton um und ich vermute, es liegt an Ihrem Versuch das Bellen zu unterdrücken.
So als wenn wir versuchen einen Hustenreiz zu unterdrücken: Es klappt einfach nicht.

Nachts könnte sie unmöglich draußen bleiben, die ganze Nachbarschaft könnte kein Auge zu machen.
Obwohl, da sie abends bei der ersten Bellattacke rein muss und dann auch nicht mehr raus darf, ist es besser geworden.
Besser, nicht gut.

Kurzum, ich bin auch überzeugt, dass das Wachen und Bellen so fest in unseren Hunden verankert ist, das es einfach nicht abtrainierbar ist.
Die einzige Chance die ich sehe ist, dem Hund klarzumachen, dass keine Gefahr droht.
Der Nachbar, der jeden Tag zum Zaun kommt, ja, das geht, aber wie macht man das, bei einem neuen Reiz?

Gruß

Götz

Hallo Götz,
das ist bei uns sehr ähnlich. Gerne wird einem als HSH-Halter ja empfohlen, die Jungs draußen schlafen zu lassen … Das würde aber nur ohne Nachbarn funktionieren
Unsere Jungs schlafen drinnen – dicht bei uns. Und das schon von Anfang an. Insofern haben sie recht schnell raus, welche nächtlichen Geräusche normal und welche "bemerkenswert" sind … Das klappt aber nur in ihrer gewohnten Umgebung.
Besonders aufgefallen ist uns, dass die "Wachsamkeit" in der Dämmerung ihren Höhepunkt hat. Alle 3 waren bzw. sind zu dieser Tageszeit auch am aktivsten. Sobald es dann dunkel ist und das Rudel sich zur Nachtruhe begiebt, liebt der faule Kangal-Herr auch seine Ruhe im Korb
Tagsüber oder in fremden Umgebungen handhaben wir es so wie beschrieben … und "rein" geht es bei uns dann auch, wenn nichts mehr hilft. Wie neulich, als ein Heißluftballon die Frechheit besaß, über unser Haus zu schweben. Als der in Otis Sichtfeld auftauchte, explodierte dieser förmlich
Von Null auf Hundert bekam er eine Bürste von der Nase bis zum Schwanz, flitzte bellend durch den Garten mit dem Blick starr auf den Ballon. Außerdem versuchte er scheinbar, den Ballon vom Himmel zu holen – wie so ein kleiner Springbock. Da half es nur, das Fischstäbchen rein zu bringen. Blöd nur, wenn kurz nach "Garten-Neu-Eröffnung" (für Otis) der nächste Ballon angefahren kommt …
Was soll ich sagen? Gleiches Spiel von vorne … Zumindest hat er an dem Abend mehr als fest geschlafen

hallo, vielen dank für eure Antworten- stimmt! Irgendwie habe ich vergessen, dass die nächtliche Wachsamkeit Produkt jahrelanger genetischer Auslese ist und weniger ein "Erziehungsfehler". Die letzte Woche haben wir in Südfrankreich in den Cevennen in einem einsamen abgelegenen halb verfallenen Dorf verbracht. Ich hatte Weiterbildung und Fini musste mit, weil kein Freund oder Familienmitglied es mit ihr aufnehmen kann und mochte. Dort in einer "natürlicheren" Umgebung fernab von der Zivilisation zeigte sich Fini perfekt angepasst. Die zwei Weiterbildungsgruppen (eine deutsche und eine französische), die Hausverwalter, HÜhner, Katzen, Eseln und zwei einheimische Hunde wurden von Findelkind selbstverständlich angenommen und integriert. Die ersten zwei Tage in der Fremde ist sie sowieso recht handzahn, dannach wurde die bestehende Konstellation beschützt. Es wurde immer angemessen gemeldet, wenn einer von der bestehenden Konstellation kam, aber kein Stellen. Wehe aber jeder Fremdes erschien! Da wir ja doch sehr abgelegen waren, war das kaum der Fall und Fini abrufbar. Das Bellen wurde positiv aufgenommen. Sie bewegte sich frei im Dorf umher, war aber im Regelfall keine 10 Meter vom Frauchen entfernt zu finden. Ein einziges Mal hat sie Nacht durchgebellt, aber das lag eher daran, weil jüngere Gruppenmitglieder sich einen Spass machten und im Wald den Vollmond anheulten und Werwölfe spielten.. .. jetzt zurück in der Zivilisation merke ich schon, dass es deutlich stressiger für uns und vor allem für Fini ist. Die ganzen Reize und Reglements in Deutschland.. Das stellt mich natürlich vor die Frage, wie Sinnvoll es überhaupt ist Herdenschutzhunde überhaupt nach Deutschland zu holen? Wie ihr ja wisst, war Fini ein sogenanntes Überraschungspaket. Wir gingen von einem maximal 15 kg schweren Jack-Russel-Mix aus, da haben Tierärzte und wir uns alle ganz schön geirrt..

und apropos @Sylvia:
als Fini so 1 1/2 Jahren alt war, sind wir mal wirklich morgens auf einem Gipfel von einer aufdringlichen neugierigen Schafherde umzingelt worden beim Schlafen - du kannst glauben, wie schnell ich dann senkrecht stand, obwohl die Schafe ja doch friedliche Tiere sind . Die Hunde haben sich alle beide hinter Frauchen versteckt..

Findelkind, ich finde HSH haben in Deutschland schon eine Daseinsberechtigung, nur nicht mitten in der Stadt in einem Mehrfamlienhaus auf der dritten Etage.

Als wir 1962 unseren ersten Kuvasz bekamen, traf alles dieses zu. Wir wussten es nicht besser und haben den Hund nur wegen der Optik geholt. Ich habe ja hier schon von unseren damaligen Problemen geschrieben.

Nun Kuvasz gab es sogar vor dem 2. Weltkrieg in Deutschland und sie wurden als Wachhunde gezüchtet. Ich glaube kaum Einer hat mal eine Schaf-Ziegen oder Schweineherde gesehen.

Bei uns haben sich dann die Umstände geändert und unsere Kaukasin Uschi hatte ihre landwirtschaftliche Fläche samt Tiere.

Im Ausland werden die Hunde ja noch anders gehalten und deshalb bekommt man so ein Überraschungspaket.

Ich glaube schon, dass die hiesigen ordentlichen Züchter Wert darauf legen, dass ihre "Produkte " in unserer Zivilisation gut zurecht kommen.

Mir graut schon davor, wenn ich daran denke, wo die alten und auch unbrauchbaren, sogenannten Herdenschützer bleiben. In den Tiermärkten sind ja massenhaft Anzeigen von preiswerten Welpen.

Die Tierheime in Deutschland werden dann von diesen armen Bären überquellen.

Karin