Der Neue - was ist am wichtigsten?

Guten Morgen auch nochmal an die "Langschläfer"
@Sylvia: Klar - erzähle ich gerne. Wir wollten eines Tages mit Elvis spazieren gehen. Ich wartete mit ihm an der Leine unten an unserer recht langen Auffahrt bei schon geöffnetem Tor auf den Göttergatten, der nur noch eben auto und Motorrad in die Garage fahren wollte. Leider stand ich etwas weiter in der Einfahrt, so dass ich keinen Überblick über den Bürgersteig und die Straße hatte - grooooooooßer Fehler.
Zuerst radelte eine Frau an uns vorbei … Elvis guckte kurz und blieb entspannt neben mir stehen: toller Hund! Dann folgte ihr leider ihr unangeleinter Hund!
Ahhhhhhhh - Elvis startete unvermittelt durch und ich hatte nur eins im Kopf: Nicht die Leine loslassen!!!! Aber keine Chance! Ich flog im hohen Bogen in den Straßengraben und Elvis war in ca. 3 Sprüngen bei dem anderen Rüden.
Als ich mich hochgerappelt hatte, sah ich, dass Elvis auf dem Hund lag und ihn quasi runterdrückte. Er hat ihn aber nicht gebissen. Ich also hin und versuche, Elvis von dem Hund zu ziehen. Währenddessen war sein Frauchen wieder da und stand kreischend daneben. Irgendwie bekam ich Elvis runter … und nun musste ich ihn ja irgendwie halten bis Herrchen zur Hilfe da war.
Also: einfach raufgelegt
Okay – einfach ist stark untertrieben … es sah irgendwie aus wie eine Mischung aus Schlammcatchen und Ringen. Aber ich behielt sozusagen die Oberhand. Leider war das andere Frauchen nicht wirklich hilfreich in der Situation. Sie nahm ihren Hund auch dann nicht weg als er von Elvis befreit war … oder irgendetwas in der Richtung. Göttergatte musste dann den Knoten quasi lösen und den Haufen aus 2 Frauen und 2 Hunden erstmal sortieren. Er brachte Elvis ins Haus. Und dann untersuchten wir den anderen Hund, dessen Frauchen mittlerweile anfing, uns anzupöbeln. Dem Hund war nichts passiert … er hatte lediglich eine Menge Kangalsabber im Fell und einen ordentlichen Schreck bekommen.
Das Frauchen fuhr trotzdem mit ihm zum TA und präsentierte uns eine Woche später eine Rechnung zur "Untersuchung/Behandlung ihres Hundes wegen des Beißvorfalls mit unserem Hund". Diese belief sich auf 20 Euro - ein weiteres Indiz dafür, dass nichts passiert war. Natürlich bezahlten wir das – selbstverständlich. Allerdings ließ mein Mann es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass wir das Wort "Beißvorfall" nicht akzeptieren würden
Wir hörten nie wieder was von denen.
Genau solche Situationen sind es, die mich immer erschauern lassen. Unser Trainer sagte mal zu mir: "Bei den heutigen Gegebenheiten wird es immer mal wieder solche Situationen geben … das ist so … und eigentlich auch kein großes Thema, weil es seltenst zu richtigen Beißereien käme. Das würden die Hunde normalerweise vorher anders regeln. Als HSH-Besitzer müsste ich aber tunlichst versuchen, das zu vermeiden. Denn in unserer Gesellschaft und bei der Form der heutigen Hundehaltung, wäre unser Hund grundsätzlich immer Schuld! Und wenn das erst irgendwo etabliert ist, hätten wir und vor allem Elvis ein echtes Problem."
Und die Moral von der Geschicht? Die könnt Ihr Euch sicher denken

Ach so:
@Fine: Sylvia schrieb davon, dass Bella im Moment vielleicht noch gar nicht so vielen Situationen ausgesetzt werden müsste … Da stimme ich ihr voll und ganz zu. Geht es langsam an. Ihr habt noch so viel Zeit zusammen. Meine Erfahrung sagt, dass die Jungs zwar eine Aufgabe brauchen … aber nicht rund um die Uhr o.ä. Kangals lieben es, den Tag geruhsam an sich vorbeiziehen zu lassen. Und vielleicht "übt" ihr erstmal das "Zuhause-leben" - inklusive Hund entspannt draußen auch mal machen zu lassen. Denn da scheint es ja am ehesten "Problem-Potenzial" zu geben. Oder irre ich mich da?

Liebe Grüße

Hallo, ihr Lieben,

zunächst nur soviel - ich sitze hier und strahle wie ein Honigkuchenpferd. Warum? Weil ich mich so über eure Hilfe freue und natürlich, weil Bella gerade zum Schmusen erschienen war und ihren Kopf auf meine Beine gelegt hat. Sie liegt jetzt neben mir.

Ich werde alles noch einmal ganz gründlich lesen und heute abend antworten. Nun muß ich durchstarten, denn bei mir sind - wie üblich - stets mehrere Baustellen offen.

Allerbesten Dank für jetzt!

Fine

Ihr Lieben,

gut, daß wir darüber geschrieben haben!

Heute hatte ich gleich Gelegenheit, sowohl den "Wurfanker" als auch das Wegzerren zu praktizieren. Und weil ich schon einmal dabei war, kamen auch spontane Richtungswechsel in Form von Baumslalom auf die Übungsliste. Letzteres klappte ganz gut, obwohl ich deutlich spürte, daß ich Bellas Geduld strapazierte - als ob sie sagen wollte: jetzt reicht es aber mit diesen sinnlosen Kindereien!

Ich mußte mit einigen Schmerzen mein mindset ändern; ich fühlte mich richtig schlecht dabei und konnte den Hund gar nicht gut führen. Unsouverän und selbstbezogen wie ich war. Ich habe mich zusammengerissen und meine ursprüngliche Taktik, diesen Situationen solange aus dem Weg zu gehen bis sich Bella mehr Toleranz angewöhnt hat, aufgeben müssen. War ja auch nicht ganz realistisch und für mich wieder eine Überforderung, weil ich so gut gar nicht planen und schauen kann wie aus irgendeiner Ecke ein Hund kommt. Also: ran an den Feind mit Wurfanker und Wegzerrtechnik. Bella geht am Geschirr und ohne Halti. Mit Geschirr werde ich ihrer Herr - sie ist kein Elvis und kein Bärchen.

Sinnvoll in beiden Fällen ist wahrscheinlich innere Ruhe (keine Wut). Ansonsten - den Mund halten? Ruhe befehlen? Hund anfassen oder nicht? Was glaubt ihr, könnte da sinnvoll sein?

Und, ach ja - im Auto kläfft sie ordentlich, wenn sie einen Hund sieht. Zuerst habe ich nichts gemacht, weil ich fahrend ja meine Befehle nicht durchsetzen kann. Dann habe ich nach einer gewissen Strecke gehalten, den kläffenden Hund zu mir in die offene Tür geholt und ihm Ruhe befohlen. Dann ging's weiter. Heute abend habe ich zu meinem Schreck entdeckt, daß sie nicht nur Hunde, sondern auch Wandergruppen mit Stöcken ankläfft oder kläfft, wenn ich anhalte und nach dem Weg frage. Letzteres hat mich so entnervt, daß ich sie angebrüllt habe (Ruhe war).

Bei Hera und Bärchen hat sich das Problem von selbst gelöst. Hier würde ich gern etwas tun, weiß aber nicht, was.
Wenn ihr etwas wißt - gern her damit.

Und ihr meint, ich solle sie nicht so mitschleppen? Ich kann sie natürlich zuhause lassen, habe dann ein sehr schlechtes Gewissen. Aber möglich ist das.

Und wißt ihr was? Sie will wachen. Als ich sie hereinrief, wollte sie nicht kommen. Ich rief noch einmal - sie ging gerade wieder zurück. Mit großer Wut bin ich ihr hinterhergelaufen und Madame dachte noch immer nicht daran, ins Haus zu gehen. Sie fing buchstäblich an, mit mir Fangen zu spielen. Ich war furchtbar zornig und habe sie gestellt, am Geschirr gepackt und ins Haus gebracht. Pff!

Bei nächster Gelegenheit kam sie ohne Widerstand.

Ach ja: sie hat heute frische Schafsrippe gefressen:-;

Fine
frustriert und geknickt

Was willst Du denn, Du hattest doch Erfolg.

Wenn Du nicht ganz konsequent bist, ist Bella es. Das heißt, sie tanzt Dir auf der Nase herum.

Wenn ich Bobo rufe, weil sie am Zaun den wartenden Eismann zu arg anbellt und sie nicht kommt, (die Gedenkminute plane ich immer ein) gehe ich hin, nehme sie ans Halsband und schiebe sie energisch ins Haus. Ich rufe generell nur 1 x.

In der Zeit bis sie reagiert, kann ich auch 5 x rufen.

So kann ich immer behaupten, mein Hund gehorcht auf den ersten Befehl, tut sie ja auch..

Karin

Ach fine, das haben wir doch auch alle schon durch


Bellen im Auto, z.B. bei Polizeikontrollen oder Hundesichtungen. Das habe ich leider auch nicht im Griff, aber ich habe gute Nerven und es ergibt sich manchmal dadurch auch ein positiver Effekt. Z.B. verkürzen sich Polizeikontrollen auf ein zeitliches Minimum Und bei Hundesichtungen gibt er nach mehrfacher Ansprache (meist) Ruhe.

Verbinde doch das Gute mit dem Nützlichen und nimm sie, gerade wenn du Schmerzen hast, nicht immer auf jedem Weg mit. Schlechtes Gewissen ist da nicht angesagt und du gibst Bella auch Zeit um die neuen Eindrücke zu verarbeiten und abzuspeichern.

Wenn ich Vacis Aufmerksamkeit einfordern möchte, z.B. gibt es die Aufforderung an ihn "mit mir", bedeutet er soll ohne Leine neben mir laufen, mich nicht überholen. Gern "vergisst" er das dann wieder und bevor er mich stehen lässt berühre ich ihn, nicht toll, nur ein kleiner Stups oder ein Anstoßen mit der Leine und er erinnert sich wieder

Wenn er übermäßig am Zaun tobt rufe ich ihn. Kommt er nicht gibt es die Aufforderung "soll ich dich holen" dann kommt er sofort. Etabliert habe ich das mit der Gießkanne. Er hasst es mit Wasser begossen zu werden, oder ich habe meine leere kleine 2 Ltr. Kanne nach ihm geworfen. Immer mit dem Kommentar "soll ich dich holen". Wir hatten das schon mal im alten Forum besprochen und ich glaube das war ein Tipp von Uli. Bin da aber nicht sicher, vielleicht war es auch Götz?

Hilft im Übrigen auch wenn wir draußen unterwegs sind und er beschäftigt sich so mit seinen eigenen Sachen das er mich total ausblendet. Sollte er mal nicht gleich reagieren mache ich ein paar energische Schritte in seine Richtung (das kommt von Götz)


fine, ich finde du bist auf einem guten Weg. Es geht nicht alles sofort und du solltest dich nicht ständig mit Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen usw. zermartern. Weniger ist manchmal mehr. Geh vielleicht alles etwas langsamer und lockerer an.

Ich glaube auch für die anderen sprechen zu dürfen, niemand von uns ist perfekt und auch unsere Hunde führen uns ab und an mal vor .
Da denke ich dann an meinen alten Fahrlehrer, der immer meinte es bringt nichts über vergangene Situationen zu grübeln.. Es ist vorbei, ich habe das Problem erkannt und richte meine Aufmerksamkeit auf die neue Situation.

Also meine liebe fine, mach dich nicht verrückt, das wird schon, nur nicht gleich Heute.

Guten Morgen!

@Karin
Du hast so Recht, rechter könntest Du überhaupt nicht haben.

@Ilse
Nun habe ich extra heute früh den Rechner angemacht, um zu schauen, ob ich da vielleicht grundlegend etwas falsch gemacht habe. Dann hätte ich sofort gegensteuern können...

Wenn ich recht verstanden habe - gegen Autokläffen ist zunächst einmal wenig Kraut gewachsen und es schadet nicht, da erst einmal nichts zu erzwingen. Wenn das so ist, kann ich damit nämlich durchaus leben. Nicht schön, aber es stört mich auch nicht besonders. Soll sie also kläffen. Vaci ist so brav und wenn der kläfft, kann ich Hoffnung haben, daß Bella ebenfalls brav wird (und kläfft).

Auch das "Nach-vorn-Schauen" - alles in Ordnung. Wie immer - meine Nerven sind das Problem, nicht der Hund. Ich muß wahrscheinlich noch besser überlegen, was ich tue, wenn ich weiß, daß ich nur Seidenfäden statt Stahlstränge habe.

Auf jeden Fall hat das, was Du mir gesagt hast, dazu geführt, daß die Nerven wieder dicker geworden sind. Alles bestens, vielen Dank!
Es ist mir fast peinlich, euch mit meinen Befindlichkeiten zu belästigen - mir geht's überhaupt nicht um mich selbst, sondern nur um die Auswirkungen, die das auf den Hund haben könnte. Ich bin dran!

Fine