Bruno aggressiv wie ich noch keinen Maremmen gesehen habe

Ich bekam gestern Abend einen Anruf eines Züchters, der fragte ob ich helfen könnte.
Seit 2 Tagen lies der Herdi keinen Menschen auf das Grundstück und wurde durch den Zaun gefüttert so wie die anderen Tiere (Hühner, Gänse und Schafe). Sein Herrchen 90 Jahre lebt mit den Tieren alleine auf dem Hof und sein Sohn kam jeden Abend vorbei um ihm zu helfen, seit der alte Herr ins Krankenhaus eingeliefert wurde kam auch er nicht mehr aufs Grundstück und wurde nicht nur bedroht sondern aktiv am Zugang gehindert. Bruno griff an! Er stammt wohl aus einer aggressiven, scharfen Zuchtlinie ist die Meinung vom Sohn und auch dem Züchter (Bruno ist nicht von ihm).

Da ich mit Tira bekanntlich einen Glücksgriff getätigt habe wollte ich mir das ansehen und habe mich dort mit dem Anrufer und dem Sohn für heute Morgen verabredet. Bruno soll etwa 40 kg wiegen und ein wahres Kraftpaket sein was mich nicht davon abhielt.

Seit gestern Abend habe ich überlegt wie man vorgehen könnte und heute Morgen als ich die Hunde draußen gefüttert habe kam die Idee unseren Thor, der dem Bruno überlegen sein müsste mitzunehmen.

Also Thor ins Auto und Tira das bewerte Pfand gegeben, denn sie wollte ich nicht dabei haben. Dort angekommen standen die Beiden bereits vor dem Hoftor und Bruno machte den Eindruck die Stäbe aus Schmiedeeisen durchbeißen zu wollen. So aggressiv hatte ich mir seinen Auftritt nicht vorgestellt und so sah ich auch keine Chance auch nur einen Fuß auf das Grundstück zu setzen. Echt Übel.

Wir stellten uns dann für ihn nicht mehr sichtbar hinters Auto und der Sohn erzählte uns über seinen Vater und den Hund. Plötzlich war es ruhig, Bruno tobte nicht mehr und ich riskierte einen Blick da lag er ruhig in HSH-Manier 2 m hinterm Tor als wenn er kein Wässerchen trüben konnte. Der Züchter ging dann zum Tor und sprach ihn an. Naja mehr als Bruno konnte ich nicht mehr verstehen, denn in Bruchteilen einer Sekunde war Bruno wieder auf Angriff gebürstet. Zurück hinters Auto. Bruno war schnell wieder ruhig.
Mmmh wie kommen wir an den Hund? Sollte ich Thor an den Zaun lassen oder ihn sogar als Schutzschirm einsetzen? Größer mit viel Power ist er und er würde Bruno nicht beißen aber was wenn Bruno...

Der Sohn wollte schon abbrechen und den Jäger anrufen damit er den Hund erschießt. Ich war geschockt – klar ein Problem aber so ein schönes Tier und er kann doch nichts für seine Erziehung.

„Lass es mich einmal versuchen.“ Ich holte Thor aus dem Auto und schickte ihn an der langen Leine zum Zaun. Bruno war sofort wieder da und knurrte was das Zeug hergab. Thor drehte seinen Kopf zu mir als wenn er sagen wollte soll ich den Zwerg zurecht weisen. Erst als sie durch den Zaun getrennt gegenüberstanden konnte man den Größenunterschied richtig sehen. Thor für einen Maremen übergroß und Bruno von der Größe eher eine Hundedame. Überspitz ist Thor einen Kopf größer. Ich nickte Thor zu und er baute sich massiv auf und knurrte zurück. Bruno war das nicht geheuer und er wich zurück.
Sollte ich es wagen zusammen mit ihm da rein zugehen?
Ich lies Thor am Zaun und steckte mir eine Zigarette an, dabei wurde ich sehr genau von Bruno beobachtet und ich habe mich dann langsam zum Zaun bewegt. Als ich davor stand war Bruno auch da und machte die selbe Randale wie vorher bis Thor dagegen hielt. Ruck zuck wich er wieder zurück und war ruhig.
Ich gab die Leine von Thor ab und wollte da rein. Beide sagten „Du bist verrückt. Wenn er angreift...“ Ok versuchen wir es mit Futter. Er kam und beim Fressen konnte ich ihn ablenken und der Züchter konnte ihm eine Schlinge um legen. Er zog sofort mächtig an aber musste dann doch aufgeben. Eine Schlinge ist nicht die feine Art und je mehr er zieht desto enger wird sie nun mal.
So gesichert bin ich dann rein. Ganz langsam auf 1 m an ihn ran. An seine Position gefesselt war er keine Gefahr und so habe ich mich hingekniet. Er war sichtlich irritiert und knurrte mich verängstigt an. Thor knurrt von außen sofort dagegen und Bruno hörte eingeschüchtert schlagartig auf. Ich hatte noch ein Stück Ciabatta und das hielt ich ihm hin – ran kommen konnte er nicht aber ich wollte auch nur seine Reaktion sehen. Er wollte es haben und ich sagte lass die Leine 30 cm nach. Bruno nutzte das sofort um dem Brot näher zukommen und ich warf es ihm zu. Dann nahm ich allen Mut zusammen und hielt ihm meine Hand hin „Ich tue dir nichts.“ auf deutsch, konnte er zwar nicht verstehen als Italiener aber es sollte nur beruhigend klingen. Er schnüffelte meine Hand war kaum 30 cm entfernt und ich weis nicht was passiert wäre wenn er plötzlich angezogen hätten. Ihr wisst es ist nicht einfach so einen Hund festzuhalten. Ich plapperte einfach auf ihn ein und er blieb ruhig oder besser er wurde noch ruhiger und ich schob meine Hand näher ran.

Etwa eine Stunde war seit dem Zutritt vergangen und ich hatte nicht das Gefühl ihn berühren zu können und schon gar nicht seine Leine zu nehmen um ihn neben mir herlaufen zu lassen.

Da kam dem Sohn die Idee, die Box aus meinem Auto vor ihn zustellen und mit Futter hereinzulocken. Gesagt getan. Wenige Minuten später war er in der Box. Leider war aber auf dem Grundstück kein Ort wo wir ihn rein setzen konnten bis sein Herrchen aus dem KH kommt. Wenn er denn überhaupt wieder nach Hause kommt. Der Sohn telefonierte mit seiner Schwester, die etwas weiter entfernt lebt und konnte nichts Gutes von ihrem Besuch berichten. Beide waren sich einig; der Hund muss vorerst in Pflege. Der Züchter wiegelte gleich ab, denn er wollte es sich nicht antun und schob vor keinen Platz zu haben.

Was soll ich sagen? Ich bin verrückt, bekloppt habe ein Rad ab oder was auch immer. Bruno ist jetzt bei uns im abgetrennten Bereich denn wir nur nutzen wenn einer unserer Hunde krank ist oder wir einen neuen Hund erst etwas Ruhe vor den anderen gönnen müssen/möchten.

Hoffentlich habe ich mich mit Bruno dem 6 Jahre alten sehr aggressiven Maremano nicht übernommen.

Ich bezweifel nicht, dass Bruno sich genau so an Dich gewöhnt, wie Tira.-

Du scheinst ein gutes Händchen für schwierige Hunde zu haben. Du beschreibst Bruno als angst aggressiven Hund und solche Hunde lassen sich unter gewissen Umständen umformen, wenn die Verhältnisse stimmen.

Ich bin kein Hundetrainer, habe aber schon viele sehr aggressive Hunde kennengelernt. Bei einem Rottweiler war Hopfen und Malz verloren und er wurde eingeschläfert.

Karin

Danke Karin

Die Angst habe ich leider nur gesehen als er mit der Schlinge seine Position nicht verlassen konnte.

Jetzt im Gehege ist er wieder total obenauf und ist im Angriffsmodus. Ganz entgegen der Natur wo HSH erst drohen und niemals gleich angreifen.

Ich befürchte er wurde so erzogen d.h. wenn Herrchen nicht da ist sollte er das Grundstück sofort aktiv verteidigen. Dadurch lässt er natürlich auch niemanden an sich ran. Der Züchter, von dem ich Kimba habe meinte übersetzt Bruno ist ein scharfer HSH. Kenne ich nur von anderen Rassen und die waren schon nicht ohne. Hoffe ich komme mit ihm klar und sein Herrchen wird schnell gesund.
Zur Sicherheit habe ich beide Zugänge mit Vorhängeschlössern extra gesichert damit keiner aus dem Haus vor allem die Kinder nicht zu ihm können.

Hallo Martin, das war ja wirklich Rettung in letzter Minute. Welches Glück für den Hund und sein Herrchen. Ist auch keine schöne Vorstellung, man kommt aus dem Krankenhaus und der Hund wurde erschossen. Das möchte man sich nicht vorstellen.
Ich denke du hast Recht, die Veranlagung seines Verhaltens hat der arme Hund bestimmt "geerbt", aber der Rest wurde durch die Haltung bewirkt.

Unser Kuvasz Örzö ließ sich in Alter von 4 Monaten nicht mehr von fremden Menschen anfassen. Und fremd waren eigentlich alle außer mir. Meinen Mann wollte er nach seiner Nachtschicht nicht mehr ins Haus lassen. Unsere Tochter durfte nicht an den Kühlschrank und nach unsere Enkeltochter hat er geschnappt.
Im Laufe der Zeit wurde er zu einem sehr lieben Hund und durch uns super nändelbar. Freundlich was er nur bei der engsten Familie und neue Freundschaften hat er nie mehr geschlossen.
Ich ging mit ihm zu Thomas Baumann in die Hundeschule. Er war damals in Sachsen auch Gutachter für gefährliche Hunde und kannte schon unsere Hündin. Er hatte unseren Örszö immer im Auge und hatte kein Problem damit dass sich der Hund auch von ihm nicht anfassen ließ. Als er einmal, da war Örszö schon fast erwachsen, meinte "den haben sie gut hinbekommen" hat mich das riesig gefreut.

Wäre Örszö nicht zu uns gekommen, sondern in Ungarn verkauft worden wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit genau so geworden wie Bruno. Mit einem Unterschied, bei ihm hättest du mit deinem Brot nichts bewirken können.
Deshalb denke ich, dass das ein guter Ansatz ist um Bruno langsam und mit Geduld näher zu komme .
An Mut fehlt es dir ja nicht, oder soll ich besser sagen Wagemut ? Ehrlich, das war schon eine Aktion.

das hört sich ja mal heftig an
Hunde spüren wenn was nicht in Ordnung ist - ich denke, dass er sein Herrchen als "Verloren" glaubt.
die letzten Tage mit dem Kranken Rudelführer werden das ihre getan haben...

Drücke dir die Daumen!

Hallo Ilse, Danke
Ich konnte es einfach nicht zulassen, denn Bruno kann nichts dafür. Nur wenn ich ihn nicht auf ein normales Maß bekomme was dann?
Der Sohn hat mich eben angerufen seinem Vater geht es schlechter. Er hatte einen Schlaganfall und konnte selbst den SOS-Knopf am seinem Handy drücken sonst hätte ihn der Sohn wohl abends tot aufgefunden. Die Ärzte haben ihm wenig Hoffnung gemacht und wenn kann er nicht mehr zurück nach Hause und ist ein Pflegefall. Aus der Familie kann niemand Bruno nehmen da sie zur Miete ohne Garten wohnen d.h. er braucht auf jeden Fall ein neues Zuhause. Nur so wie er drauf ist kann man ihn nicht vermitteln. Beide (Sohn und Tochter) möchten jetzt keine Entscheidung treffen was ich verstehen kann und deshalb habe ich zugestimmt Bruno solange aufzunehmen bis die Beiden oder ihr Vater dazu in der Lage sind.
Ilse, ich bin schon immer zu gewissen Risiken bereit gewesen und sehe es eher als Herausforderung. Mein Leben braucht etwas Nervenkitzel, was ich aber meistens auf Rennstrecken auslebe.

Hallo Alex,
Danke fürs Daumendrücken
Wie oben bereits geschrieben war sein Herrchen vorher nicht krank und Bruno hat den Notarzt rein gelassen. Trauer könnte sich in Aggression zeigen nur glaube ich da nicht dran. Sagt mir mein Bäuchlein. Die Aussage des Sohnes, dass Bruno nie jemanden auf das Grundstück gelassen hat wenn sein Vater nicht da war deuten für mich auf die Erziehung hin.

Darüber kann man sicher streiten aber wenn man einen Hund so trainiert, wo von ich nichts halte, sollte wenigstens eine andere Person den Hund auch unter Kontrolle haben.